Wie sieht das Energiesystem 2050 aus?

Im Projekt „Systemvision 2050“ hat Amprion Partnern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden ermöglicht, eigene Zielbilder für ein klimaneutrales Energiesystem nach einer einheitlichen Systematik zu entwickeln und miteinander zu diskutieren. Der Prozess könnte ein Baustein für einen künftigen Systementwicklungsplan sein.

Europa soll spätestens 2050 klimaneutral sein, ohne die Sicherheit und Stabilität der Stromversorgung zu riskieren. Doch wie sieht das künftige Energiesystem konkret aus? Auf einer Veranstaltung in Berlin hat Amprion gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Verbänden Ergebnisse des Projekts „Systemvision 2050“ vorgestellt. Ziel des Projekts war, auf der Basis einer einheitlichen Modellierungsmethodik mit unterschiedlichen Partnern jeweils eigene Visionen eines zukünftigen Energiesystems zu entwickeln und einen Diskurs darüber zu ermöglichen.

„Wir brauchen ein Zielbild für das klimaneutrale Energiesystem. Und in diesem System müssen alle Bausteine zueinander passen“, sagte Amprion-CEO Dr. Hans-Jürgen Brick zur Einführung. Aus diesem Grund hat Amprion das Tool ESMA entwickelt, das das gesamte Energiesystem sektorenübergreifend mit allen Energieträgern, Infrastruktur und CO2-Entwicklung modellhaft darstellen kann. Mehr als 20 Partner haben es genutzt, um ihre eigenen Zielbilder für ein klimaneutrales Energiesystem im Jahr 2050 zu entwickeln und diese zu diskutieren.

Wie wichtig diese Diskussion sei, unterstrich Dr. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: „Die Frage ist, wie wir in Zukunft den Netzentwicklungsplan mit einem Systemplan verknüpfen. Das ist komplex und der öffentliche Diskurs dazu wichtig. Ich freue mich daher, dass Amprion mit seinen Partnern diesen Diskurs antreibt.“ Ein Systemplan oder Systementwicklungsplan würde alle Aspekte des künftigen Energiesystems betrachten und dabei alle Energieträger und alle Sektoren einschließen.

Das Projekt „Systemvision 2050“ erprobte einen Prozess, der viele Perspektiven berücksichtigt, um das gemeinsame Zielbild des Energiesystems zu entwickeln. Nadine Bethge, stellvertretende Leiterin für Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe, betonte, dass sie deswegen gern als eine der ersten Partnerinnen das Projekt unterstützt habe. „Ich wollte zum einen zeigen, wie wir vom Ziel her denken müssen für den Umbau.“ Zum anderen sei es wichtig, die Bevölkerung bei der Entwicklung des Energiesystems zu Wort kommen zu lassen. „Ohne die Bevölkerung wird es nicht gehen und da brauchen wir einen gesamtgesellschaftlichen Konsens über das Ziel und die Maßnahmen. Den aber erreichen wir nur, wenn ebenso die Branche und alle Marktteilnehmenden in diese gemeinsame Richtung arbeiten.“ Auch Dr. Hans Wolf von Koeller, Leiter Energiepolitik bei Steag, sah es als wichtig an, diese Auseinandersetzungen zu führen. „In einem Rahmen, wie ihn Amprion geschaffen hat, kann das sehr produktiv sein.“ Dr. Michael Ritzau vom „Büro für Energiewirtschaft und technische Planung“ (BET) ging noch weiter: „Die Vorgehensweise der Systemvision ist ein Beispiel dafür, wie wir einen Systementwicklungsplan generalstabsmäßig angehen können.“

Den teilnehmenden Partnern bot Amprion durch die Modellierung auch die Chance, die eigenen Annahmen für ein künftiges Energiesystem zu überprüfen. „Wir waren immer sicher, dass auch beim Verbrauch auf Industrieseite noch Potenzial zu heben ist. Bei der Überprüfung mit ESMA haben wir dann in unserer Systemvision gesehen, dass wir damit richtiglagen“, sagte Jan Zacharias, Leiter Regulierungsmanagement bei Entelios. Zudem sei nun auch belegt, dass das „Demand Side Management“ – die Steuerung der Stromnachfrage vor allem in der Industrie durch das gezielte Ab- und Zuschalten von Lasten – einen positiven Einfluss auf den Netzausbau habe.

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