Zusammenarbeit ist für die Energiewelt der Zukunft ausschlaggebend

„Es liegen viele Chancen in einer engeren Kooperation“ - so lässt sich die Schlüsselbotschaft von Dr. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierates Deutschland (WEC) zusammenfassen. Im Gespräch mit Amprion zu seiner Systemvision 2050 spricht er über die Relevanz europäischer Kooperation im Energiesektor.

Ihn treibt besonders die Frage an, wie eine zunehmend vernetzte Energiewelt aussehen könnte. Im Videointerview beschreibt Rolle, welche Erkenntnisse aus der Systemvision 2050 des WEC er bemerkenswert findet:

Aktuell verfügt das deutsche Stromnetz über eine Interkonnektorenkapazität von 30 Gigawatt – durch eine verstärkte Vernetzung mit den Stromsystemen der europäischen Nachbarländer könnte man diese mehr als verdoppeln.

Große Auswirkungen auf den Weg zur Klimaneutralität sind die Folge – er wird durch vermehrte Zusammenarbeit günstiger, sicherer und einfacher.

Im Szenario des Weltenergierats Deutschland innerhalb der Systemvision 2050 hat sich herauskristallisiert, dass der Stromanteil am Energiemix in Europa weiter steigen wird.

Die Nachfrage in Deutschland und Europa wächst. Carsten Rolle betont hier jedoch, wie wichtig es ist, auseinandergehende europäische Perspektiven zu beachten. Unterschiedliche Staaten gehen unterschiedliche Wege, beschließen für sich verschiedene Energiemixe und erschweren damit eine Europäisierung. Regierungen bevorzugen zum Beispiel die Energieproduktion in staatlicher Hand zu halten oder langfristig weiter auf Kernenergie zu setzen.

Diese Tatsachen realistisch in der Entwicklung von Zukunftsszenarien abzubilden, ist Rolle sehr wichtig, da sie große Auswirkungen haben können - zum Beispiel auf die Zusammensetzung von Stromimporten.

Auch beim Thema Wasserstoff spielen Integration und internationale Kooperation eine große Rolle.

In den Augen von Carsten Rolle ist Deutschland bereits auf einem guten Weg, grüne Moleküle in den Strombinnenmarkt zu integrieren. Jedoch geht es auch hier vermehrt darum, auf die physische Strominfrastruktur zu setzen und diese in europäischer Kooperation nachhaltig auszubauen.

Gute Zusammenarbeit sei hier sehr wichtig, das gelte insbesondere für den Aufbau der europäischen Wasserstoffinfrastruktur.

>>> zur Systemvision des WEC

Erste Kernannahme

Durch die zunehmende Elektrifizierung von weiteren Sektoren, wie Wärme und Transport, sowie eine zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft und steigende Anforderungen an das Wärmesystem im Hinblick auf Kühlung, wird der Strombedarf stark steigen – in unserer Systemvision auf 990 TWh. Dieser Strombedarf wird zu 12 Prozent (121 TWh) direkt aus Stromimporten gedeckt.

Zweite Kernannahme

Der Strombedarf in Deutschland 2050 wird – neben den Importen aus dem europäischen Ausland – zu einem Großteil von Windanlagen on- und offshore sowie von PV-Anlagen gedeckt. Biomasse, wasserstoffbasierte Gaskraftwerke und Brennstoffzellen-KWK werden ebenfalls die Nachfrage decken, insbesondere in der Grundlast. Demand-Side-Management-Potenziale von rund 12 GW (inklusive Batterien), werden dank einer fortschreitenden Digitalisierung und einem attraktiven Anreizsystem gehoben.

Dritte Kernannahme

Auch die anderen europäischen Länder werden ihre Energiesysteme nach und nach klimaneutral ausrichten, getrieben durch eine weiter steigende CO2-Bepreisung auf EU-Ebene einerseits und sinkende Kosten für Erneuerbare Energien andererseits. Hier wird die Stromnachfrage auf über 4.200 TWh (rund 1.000 TWh mehr als 2019) steigen.

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