Ich wurde Anfang März 2021 von Amprion gefragt, ob ich „meine“ Systemvision 2050 erstellt haben möchte. Spannend! Meine eigene Vision der Energiewelt für 2050, ich darf mir die Welt basteln, wie sie mir gefällt. Pippi Langstrumpf at its best!?
Natürlich wollte ich das und stürzte mich in das kleine Abenteuer von Annahmen und Ausgangsparametern, Modellierungen und Bewertungen. Seit langem fordere ich von den Übertragungsnetzbetreibern ein Zielnetz mit 100% Erneuerbaren Energien, damit die Debatten um den Stromnetzausbau ehrlicher und transparenter werden und die vielfach bemängelte „Salami-Taktik“ – mit jedem Netzentwicklungsplan neue Trassenkilometer – ein Ende findet. Nun durfte ich selbst ran.
Mein Fokus: Erneuerbare Vollversorgung
Essentiell war und ist für mich die Vollversorgung aus Erneuerbaren Energien, Wind und Sonne werden für mich die tragenden Säulen der Energiewende. Und Vollversorgung heißt in dem Fall auch, dass Industrie, Wärme und Verkehr durch Erneuerbare „angetrieben“ und somit elektrisch werden. Dadurch verdoppelt sich meine Gesamtstromnachfrage im Vergleich zu 2020 auf ca. 1.060 TWh. Der größte Anteil der Stromnachfrage kommt aus der Industrie, gefolgt von den Haushalten, Gewerbe, Handel & Dienstleistungen sowie Power-to-Heat in Form von Elektroheizern und Wärmepumpen.
Um diese Erzeugungsleistung erneuerbar generieren zu können, muss ich in Deutschland folgende Kapazitäten bis 2050 ausbauen: 150 GW Wind Onshore (heute1 54 GW), 60 GW Wind Offshore (heute 8 GW), 200 GW Photovoltaik auf die Dächer und 78 GW Photovoltaik Freifläche (heute zusammen 51 GW). Biomasse ist mit 5 GW leicht rückläufig zu heute, Wasserkraft bleibt mit 3,5 GW Leistung stabil.
Wo kommen all die Flächen her?
Die größte Herausforderung ist die steigende Flächeninanspruchnahme, die es für diese erneuerbare Erzeugung braucht. Meine Vision ist es, alles innerdeutsch zu erzeugen. Denn das was wir für unseren Wohlstand und Wirtschaftsstandort benötigen, sollten wir selber stemmen und unsere Bedürfnisse nicht über die Grenzen verlagern, so mein Maßstab. Leider kann mir das Modell nicht errechnen, welchen Flächenverbrauch meine Annahmen nach sich ziehen. Grob geschätzt kann man aber sagen, dass ich in 2050 dreimal so viel Windenergieflächen Onshore, die achtfache Fläche für Offshore und fast die sechsfache Fläche für Solarenergie benötige. Schaut man noch auf die Effizienz der Anlagen, so lässt sich hoffen, dass der Flächenbedarf insgesamt geringer ausfällt, aber letztlich enorm sein wird. Fläche ist die Währung der Energiewende!
Gesamtstromnachfrage verdoppelt sich 2050 im Vergleich zu 2020 auf 1.060 TWh pro Jahr.
Die Erzeugungskapazitäten entwickeln sich bis 2050 wie folgt: 150 GW Wind Onshore (heute 54 GW), 60 GW Wind Offshore (heute 8 GW), 200 GW Photovoltaik auf die Dächer und 78 GW Photovoltaik Freifläche (heute zusammen 51 GW). Biomasse ist mit 5 GW leicht rückläufig zu heute, Wasserkraft bleibt mit 3,5 GW Leistung stabil.
24 Mio. Elektrofahrzeuge sind in Deutschland 2050 zugelassen.
Die Wasserstoffnachfrage könnte bis 2050 auf 524 TWh steigen.