Flexibilisierung ist das fehlende Puzzlestück zur Energiewende

Im Mittelpunkt der Arbeit von Jan Zacharias steht die Flexibilisierung der Industrie. Als Manager Regulatory Affairs bei der Entelios AG ist es seine Aufgabe, den politischen Fokus auf das Flexibilitätspotenzial der größten Energieverbraucher Deutschlands zu lenken. Im Interview mit Amprion zu seiner Systemvision 2050 spricht er darüber, wie die Industrie flexibel zur Energiewende gebracht werden kann. Im Video beschreibt Zacharias, welche Erkenntnisse aus der Systemvision für ihn besonders spannend waren:

Mit der Energiewende treten fossile Großkraftwerke zunehmend in den Hintergrund – die erneuerbaren Energien hingegen gewinnen weiter an Bedeutung. Das Verhalten von Verbrauchern und Industrie rückt ebenfalls in den Vordergrund. Diese Veränderungen will Entelios nutzen, um die Industrie dabei zu unterstützen, mehr Flexibilität in das System der Zukunft einzubringen.

Die Modellierung hob drei Aspekte besonders hervor. Zuerst die Erkenntnis, dass Verbrauch der Erzeugung folgt. Insbesondere die Großindustrie kann mit ihrem Strombedarf demnach auf volatile Einspeisung von Wind und Solar reagieren.

Zweitens, dass durch eine Erhöhung der Flexibilität weniger Gaskraftwerke und Netzausbau benötigt werden als ursprünglich angenommen. Dies fördert gesellschaftliche Akzeptanz und kann das Großprojekt der Energiewende beschleunigen.

Drittens machte die Modellierung deutlich, dass durch eine Flexibilisierung insgesamt 1,5 Milliarden Euro an Systemkosten pro Jahr eingespart werden können. Zacharias spricht davon, dass dies beachtliche Summen sind, mit denen er nicht gerechnet habe.

Aus Sicht von Zacharias ist es künftig entscheidend, die Verbraucherseite intensiver mitzudenken. Aktuell konzentriere sich die Politik zu stark auf die Erzeugungsseite – etwa auf den Neubau fossiler Gaskraftwerke. Bevor hier weitere Investitionen angestoßen werden, sollte die Verbrauchsseite betrachtet werden. Bei voranschreitender Flexibilisierung, kann die Großindustrie genutzt werden, um die Stromnachfrage an das fluktuierende Dargebot aus Wind- und Solarenergie anzugleichen.

Die Politik muss hierfür mehr Sicherheit zur Verfügung stellen. Planungssicherheit und Investitionssicherheit sind der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg.

Wenn Unternehmen nicht wissen, worauf sie sich einlassen, Verordnungen nur auf kurze Zeit befristet sind oder Anreize für einen starren Stromverbrauch existieren, wird sich nichts ändern. Gelingt es jedoch Anreize für die Flexibilisierung in der Industrie zu schaffen, kann das fehlende Puzzlestück eingefügt und gemeinsam diese Chance zur Energiewende genutzt werden.

>>> Zur Systemvision

Erste Kernannahme

Die Gesamtstromnachfrage in Deutschland beläuft sich auf 1.035 TWh im Jahr 2050. Der Großteil kommt von der Industrie, Power-to-Heat-Anwendungen wie Elektroheizern und Wärmepumpen.

Zweite Kernannahme

Die größten Stromerzeuger sind 2050 die Windenergie auf See 263 TWh und die Windenergie an Land 319 TWh. Photovoltaik trägt mit 171 TWh Erzeugung bei. Die Gesamterzeugung für Deutschland beläuft sich 2050 auf 977 TWh Strom.

Dritte Kernannahme

Die Wasserstoffnachfrage in Deutschland wird 2050 auf 376 TWh steigen. Die größten Nachfrager sind dabei die umgewandelten Gaskraftwerke („H2 ready“), die Industrie und Wasserstoffbrenner. Drei Viertel des Wasserstoffs (318 TWh) wird als grüner Wasserstoff importiert.

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